Mai 2018

6. Mai 2018

Ankunft der Esel. Die 6-stündige Anhängerfahrt haben sie gut verkraftet. Sie haben nicht geschwitzt und steigen nach kurzen Zögern rückwärts die Rampe runter. Léon hat leichte Scheuerstellen am "Hintern", da er sich auf die Stange gesetzt hat. Gismo hat keine Blessuren. Sein dickes Fell hat ihn davor geschützt. Nachdem sich Léon kurz umgeschaut hat, wo er hier gelandet ist, hört er unsere Esel rufen, ist neugierig und geht mit mir in den Gasteselbereich, um meine "Jungs" zu begrüßen. Gismo folgt. Er ist so entzückt, dass die Besitzerin es nicht mehr schafft, ihn zu halten. So trabt er nun mit Strick herum. Ich kann ihn jedoch in seinem Eifer schnell stoppen, öffne den Panikhaken und jetzt können sich alle in Ruhe beschnuppern.

Sehr bald entdecken die Neuankömmlinge das Heu, trinken Wasser und wälzen sich genüßlich. Es scheint ihnen bei uns zu gefallen.

Léon will den Stall inspizieren, doch der Plastikstreifenvorhang ist noch zu unheimlich. Gismo ist mutiger. Er geht rein und schleckt am Salzleckstein.


Die Esel legen sich hin und erholen sich von der Anhängerfahrt in der Sonne.

 

Nachdem die Besitzer weg sind, geselle ich mich zu den Eseln. Nach einiger Zeit kann ich Léon ausgiebig bürsten. Er genießt die Streicheleinheiten und meine Massgen. Bei meinen Berührungen an den Ohren dreht er den Kopf weg, doch ich bleibe dran und verabreiche eine tolle Ohrmassage. Er staunt und genießt. Vielleicht ist es neu für ihn, dass man auch so schön an den Ohren berührt werden kann.

Gismo ist sehr skeptisch und möchte nicht gebürstet werden. Er läuft weg, doch ich gehe im Schritt immer mit. Er dreht mir ständig sein Hinterteil zu, doch er tritt nicht aus. Ich hingegen komme immer wieder von schräg vorne langsam auf ihn zu, rede freundlich und warte ab. Nach einiger Zeit darf ich ihn berühren. Ich bürste ihn und halte ihn dabei ein wenig am Halfter fest. Er genießt das Bürsten, doch wenn ich das Halfter loslasse, geht er auch weg.

Am Nachmittag und Abend wiederhole ich das Bürsten bei beiden Eseln. Léon kommt nun schon freudig auf mich zu und Gismo geht nach wie vor erst einmal von mir weg.

Abendfütterung: die beiden bekommen eine Schüssel mit Mineralfutter und Möhre. Gismo macht sich gleich darüber her und schmatzt genüsslich, während Léon sehr viel vorsichtiger ist. Aber dann schmeckts ihm auch. Ich ziehe nun die Halfter aus und serviere Heu und Stroh im Traktorreifen.


7. Mai 2018

Als ich heute miste, werde ich von beiden neugierg dabei beobachtet und verfolgt. Auch Gismo lässt sich von mir streicheln, obwohl ich das "gefürchtete" Halfter um den Hals trage.

Danach bürste ich Léon ausgiebig, doch wenn ich auf Gismo zugehe, rennt er vor mir fort. Ich gehe stetig hinterher und er steckt sogar seinen Freund Léon ein wenig mit seiner Flucht an. Doch wenn ich an Léon vorbeikomme, bleibe ich stehen und bürste ihn. Er versteht nicht, warum Gismo immer wegläuft. Inzwischen hat Gismo herausgefunden, dass er sich gut zwischen Zaun und seinem Freund Léon vor mir verstecken kann. Denn so reiche ich nicht an ihn heran. Also bürste ich Léon weiter und komme bürstender Weise auch immer näher an Gismo. Ich halte ihm die Bürste hin und er nimmt endlich selber Kontakt damit auf. Ich lobe ihn stimmlich und bürste Léon weiter. Nach einiger Zeit halte ich ihm nocheinmal die Bürste hin. Er zeigt keine Reaktion und so bürste ich vorsichtig seinen Hals. Er bleibt stehen und genießt. Doch nach kurzer Zeit entschließt er, dass es genug ist und geht weg. Ich bürste dann Léon, der auch neben mir steht weiter - Mensch, was ist der nun sauber. Ich schaue mir Léons Zähnchen an, denn er befindet sich gerade im Zahnwechsel.

Nun wird Heu gefüttert und Gismo haut mit vollen Backen rein, während Léon mir ein wenig traurig nachschaut, warum ich weggehe.

Unser Hof ist mit Webcams gespickt, so dass ich immer nachschauen kann, was die Tiere gerade treiben. Die Großen haben das Heu noch nicht komplett gefressen, da halten sie schon wieder Siesta in der Sonne.


Am Mittag neue "Bürstaktion" - leider unverändert. Léon kommt auf mich zu, während Gismo kontinuierlich vor mir wegrennt. Ich bin hartnäckig und bleibe im Schritttempo dran - und vor allem bleibe ich freundlich. So darf ich nach ca. 2 Minuten eine Seite komplett bürsten. Gismo ist dabei entspannt und bewegt bei meinen Massagen sogar die Lippen. Danach wird gemeinsam wieder etwas Heu gefuttert.



8. Mai 2018

Heute läuft es prima. Wir haben bereits einen Alltag gefunden. Ich ziehe den beiden jeden Morgen und Abend nun ihre Halfter an und miste dann. Das funktioniert inzwischen reibungslos. Kein Wegrennen mehr. Léon ist besonders neugierig und schaut mir beim Misten ganz genau zu. Es scheint fast so, als wolle er mir Noten geben, wenn ich es besonders ordentlich mache.


9. Mai 2018

Heute habe ich zum ersten Mal den Auslauf erweitert und die schöne Toilette, die die beiden in einer Ecke angelegt hatten, wurde nun verlassen. Jetzt wird auch woanders gekackt - schade, es war doch so bedienerfreunlich.

In unsere Miscanthuseinstreu (https://de.wikipedia.org/wiki/Miscanthus) wurde nun auch das erste Mal gepinkelt. Das haben sie demnach verstanden - klasse Jungs.

Gismo und Léon im Offenstall

Einstreu aus Miscanthus



10. Mai 2018

Lasse ich den Auslauf klein, wird die angefangene Toilette wieder voll und ganz genutzt, nur wenn ich den Platz vergrößer, wird auch woanders gekackt - aber damit kann ich gut leben.

Heute hat Gismo sich sogar bis zur Kruppe hin bürsten lassen und Léon konnte ich beide Vorderhufe hochnehmen.


11. Mai 2018

Heute haben wir gefilmt. Léon behandle ich einige Bisswunden mit Traumeelsalbe und die heilen damit sehr rasch ab. Gismo verliert inzwischen sein Winterfell. Er fühlt sich nicht 100% sicher bei mir und tendiert immer noch dazu, sich von mir zu entfernen, auch wenn er die Streicheleinheiten sichtlich mit zuckenden Lippen genießt. Im Film sieht man, wie ich ihm immer wieder die Wahl gebe, von mir wegzugehen und diesmal bleibt er tatsächlich bei mir - wie schön.

Beim Verteilen des Futters haben die Beiden auch schon verstanden, dass sie erst ans Heu herantreten dürfen, wenn ich die Freigabe dafür gebe. Die lernen echt fix.


12. Mai 2018

Da es den ganzen Tag regnen sollte, habe ich ein Heunetz in den Stall gehangen. Gismo hat es sofort verstanden. Doch er ließ Léon nicht mitfressen. Als ich das über die Webcam beobachtet hatte, beschloss ich ein zweites Heunetz aufzuhängen. Als ich dann an der Webcam weiter zuschaute, konnte ich feststellen, dass nun beide mal an dem einen und mal an dem anderen Heunetz ZUSAMMEN fraßen. Diese Schlingel!


13. Mai 2018

Ich hatte diesmal meinen Kursteilnehmern (Das "ABC" der Esel in der Therapie), den Gasteselbereich gezeigt. Léon war sehr neugierg und wollte sich gerne allen vorstellen, doch ich hielt ihn ganz vewußt auf Abstand, denn er soll lernen, nicht zu aufdringlich zu werden.

Da Léon vor dem Plastikstreifenvorhang am Stalleingang ein wenig Angst hatte, hatten wir ihn hochgehangen. Tag für Tag haben wir dann einen Streifen nach dem Anderen wieder runterhängen lassen und so lernte er, dass es gar nicht schlimm ist, dadurch zu gehen.

Die tägliche Schüssel mit Mineralien mampfen die Jungs stets genüßlich und am Heunnetz wird in ein Eintracht nun tüchtig gerupft.


14. Mai 2018

Inzwischen haben wir eine gewisse Routine entwickelt. Léon weiß, dass er bei der täglichen Fellpflege still stehen soll und nicht schrittchenweise auf mich zugehen darf und Gismo kommt nun freiwillig auf mich zu, wenn ich das Halfter hinhalte, weil er weiß, dass es was Gutes bedeutet - irgendetwas Tolles werde ich mit ihm schon machen - soviel hat er bis dato verstanden.

Léon schaut aus dem Offenstall

Gismo juckts am Bein



15. Mai 2018

Da das Halfter anziehen vollkommen normal geworden ist und nicht mehr in Frage gestellt wird, habe ich heute Morgen darauf verzichtet. Nach dem Misten bin ich einfach so zu Léon gegangen und habe ihm den Schlaf aus den Augen gewischt. Gismo kam hinzu und hat sich quasi angestellt, damit er nicht vergessen wird. Wir haben dann sehr schön miteinander geschmust.

Ich vertrete ja die Meinung, dass Esel für unsere menschliche Nasen keinen Eigengeruch haben und sie "nur" danach riechen, wo sie sich in der letzten Zeit aufgehalten haben (Stall/Heu, Wald/Moos, Wiese/Gras ...), aber diese Meinung muss ich nun revidieren.

Als ich 2012 im Tierpark Arche Warder war, fiel es mir zum ersten Mal auf, dass die Poitou-Esel herrlich rochen. Da zu der Zeit Lupinen blühten und sie dort auch gelegen hatten, schlussfolgerte ich, dass es der Blumenduft war, den ich roch. Doch genau den gleichen Duft vernehme ich nun auch bei Gismo. Anfangs dachte ich, dass bei ihm Daheim vielleicht ähnliche Blumen blühen, doch nach gut einer Woche hätte sich dieser Geruch doch langsam verflüchtigen müssen. Das Gegenteil trat jedoch ein. Heute roch er besonders intensiv am Kopf zwischen den Ohren. Da Gismo an warmen Tagen vom Nichtstun schwitzt - sein Fell ist nun einmal extrem - schließe ich daraus, dass es vielleicht der Schweiß ist, den ich rieche. Meine Esel schwitzen auch schon mal - z. B. wenn sie wild miteinander Nachlaufen gespielt haben - aber dennoch haben sie bis dato noch nie so wie Gismo gerochen. Sind es vielleicht die Poitou-Gene die diesen Duft verströmen? Ich werde das weiter beobachten und nun noch intensiver an allen Eseln, denen ich begegnen werde, schnüffeln.

Fazit:

Nicht alle Esel sind für unsere menschlichen Nasen eigengeruchsneutral.

Zwischen den Ohren und auf der Stirn duftet Gismo besonders herrlich.


16. Mai 2018

Heute Morgen hatte ich nur wenig Zeit - Auto kaputt, Werkstatt, Leihwagen usw., doch dafür habe ich mich am Abend umso mehr gekümmert. Das Halfter anziehen ist sowas von normal geworden, dass ich damit in der Hand schwingend auf die Esel zukommen kann.

 

Nun ist eine gute Woche Eingewöhnungsphase um und ich beginne nun jeden Tag eine Kleinigkeit zu trainieren.

Wenn ich Léons Vorderbeine nacheinander aufhebe und sie länger hoch halte, stoße ich schnell an seine Grenzen. Also mache ich es nur sehr kurz, damit ich die Übung beenden kann, so lange er noch keinen Stress hat. Zurzeit bedeutet das 1 Sekunde Bein aufheben, dann absetzen und loben.

Bei Gismo merkte ich schon beim Striegeln, dass die Beine sein "wunder Punkt" sind. Mein Ziel war es heute mich mit der Hand bis zur Kastanie runterzuarbeiten und mehr nicht. Als ich an der Kastanie ankam, merkte ich, dass sie abblätterte. Ich zoge kleine lose Stücke davon ab. Ui, das war Gismo aber unheimlich. Er ging dabei einen Schritt zurück, doch ich vermittelte Ruhe und hielt ihm ein kleines Stückchen von der Kastanie vor seine Nüster.

Meine Esel - und auch alle anderen Esel, die ich kenne - riechen gerne an ihrer abgeblätterten Kastanie und fressen sie manchmal sogar. Ich kann es ihnen nicht verdenken, denn dieses Stückchen abgestorbene Haut riecht herrlich fruchtig - wie ein Kaubonbon oder eine reife Banane (meinte mal ein Seminarteilnehmer). Auch Gismo machte weite Nüstern, als er daran roch und atmete den Duft intensiv und mit einem erstaunten Gesichtsausdruck ein. Mehr aber auch nicht.

Als ich später dann die Heunetze füllte, spielten die Jungs fröhlich Nachlaufen und bis ich die Kamera parat hatte, war das Spiel auch schon wieder vorbei - schade.


17. Mai 2018

Heutiges Ziel war es, die Esel zum ersten Mal anzubinden. Diese Aktion sollte mit etwas Positivem verbunden werden, also servierte ich in der Form die Futterschüsseln. Die Rechnung ging auf. Beide blieben gelassen und wurden, nachdem sie aufgefressen hatten, sofort wieder abgeleint.

Danach marschierten beide in den Stall und ich hinterher. Da ich im Tageslicht mehr sehen kann - vor allem, wenn ich Wunden mit Traumeelsalbe einschmieren möchte - wollte ich Léon aus dem Stall führen. Hier hatten wir nun unsere erste Meinungsverschiedenheit, denn er sah überhaupt nicht ein, mit mir rauszugehen. Ich zupfte am Führstrick, doch keine Reaktion. Nachdem ich einige Zeit gewartet hatte, zupfte ich nochmal. Léon ging nun sogar demonstrativ zurück. Gismo, der auch im Stall war, spürte den Unmut in der Luft und drehte mir sein Hinterteil zu. Sicher ist sicher, dachte er sich wohl. Ich überlegte, welche Strategie nun am besten wäre. Ich wollte lieber von vorn arbeiten und zupfte nochmal am Strick. Nichts. Als ich nun auf die Uhr schaute, um später sagen zu können, wie lange wir so gestanden haben, machte Léon einen Schritt nach vorne. Also, geht doch. Aber als ich zupfte, damit er ganz rausgeht, wurde wieder der Rückwärtsgang eingelegt. Gismo wurde nun unruhiger. Er dachte sich wohl, das da sich Ungemütliches anbahnt. Obwohl meine Stimme die ganze Zeit freundlich war, traute Gismo dem Braten nicht. Für ihn war dicke Luft. Ich ging nun zu Léon und wedelte mit dem Strick Richtung Kruppe. Wow, das wirkte. Sofort machte Léon einen kleinen Hüpfer nach vorne. Ich stoppte ihn direkt wieder. Lobte ihn mit meiner Stimme und kraulte seine Schulter. Ganz raus aus dem Stall waren wir aber immer noch nicht. Jetzt ließ sich Léon zum Glück auch nicht mehr lange bitten, sondern folgte dem zupfenden Strick ins Freie. Dort habe ich ihn dann ausgiebig geputzt, "verarztet" und massiert. Gismo kam neugierig dazu und schaute, was ich da mache. War also gar nichts Schlimmes - stellte er fest. Und dennoch war seine Tendenz, als ich ihm anschließend den Strick ans Halfter machte, sich von mir abzuwenden, bzw. den Kopf von mir wegzudrehen. Aber mit beruhigenden Worten, hatte ich schnell sein Vertrauen zurückgewonnen.

Hier merkte ich jedoch, wie dünn das Eis zwischen uns noch ist. Als ich seine Beine bürsten wollte, wich er immer einen Schritt rückwärts aus. Das ist ihm einfach noch Zuviel. Aber dafür haben wir heute die letzte verfilzte Stelle an der Stirn herauskämmen können. Jetzt haben wir "nur" noch Filzplatten am Bauch, die ich mir in der nächsten Zeit auch vorknöpfen werde.


18. Mai 2018

Beim Hufgebetraining, gibt Léon sein linkes Bein schon von selber, aber mit dem rechten Bein hat er ein Problem. Bin mir noch unsicher, wo genau das Problem liegt (Balanceschwierigkeiten, Schmerzen, schlechte Erfahrung ...?).

Gismo zieht die Vorderbeine beim Bürsten immer noch zurück, daher warte ich noch ab, bis ich ihm einmal ein Bein anhebe. Heute habe ich mich bis zum verfilzten Bauch vorgearbeitet und einige Filzplatten rausbürsten können. Gismo war das nicht ganz geheuer, hat es aber brav machen lassen.

Nach der Abendpflege, habe ich dann mal gelbe Pylone mitgebracht. Die Jungs waren zwar schon im Stall, kamen aber sofort neugierig heraus, als sie sahen, dass ich "Geschenke" dabei hatte. Gismo war super neugierig und Léon hielt sich zurückhaltender hinter seinen älteren Freund auf. Doch beide haben dann intensiv den Pylon abgeschnuppert. Nun machte ich daraus einen Engpass - der zuerst sehr weit war, denn enger mache ich ihn erst dann, wenn die Pylone kein Problem mehr darstellen. Gismo hatte sofort verstanden und folgte mir durch die Mitte. Léon ist beim Führtraining immer etwas skeptischer. So, als verstünde er den Nutzen des Ganzen nicht. Doch mit etwas Geduld ist er mir dann auch gefolgt.


19. Mai 2018

Puh, was für ein aufregender Nachmittag. Die Pferdedentistin war hier und hat den Jungs mal ins Maul geschaut. Léons Zahnwechsel zeigte, dass sich ein Schneidemilchzahnsplitter ins Zahnfleisch bohrte. Dort eiterte es bereits schon ein wenig und die Backenzähne waren sehr scharfkantig. Ich hatte bereits bei der täglichen Schüsselfütterung bemerkt, dass die Beiden die Möhren im Maul von links nach rechts schoben und war froh, dass meine Pferdedentistin Jutta Biermann nur hier war und helfen konnte. Das sah Léon allerdings ein wenig anders. Den unteren Wackelmilchzahn konnten sie problemlos ziehen, da er ohnehin schon fast von alleine ausgefallen wäre, aber an den oberen Zahnsplitter ließ er uns nicht ran. Kein Wunder, durch die anfängliche Entzündung, tat es auch wohl etwas weh. Alle Beteiligten blieben ruhig und sprachen Léon gut zu, doch es half nichts. Der Klettverschluss am Halfter ging auf und Léon war nun erst einmal futsch. Ich ging hinter ihm her, um das Halfter erneut anzulegen, doch er versteckte sich nun immer hinter Gismo. Dieser verstand nicht, warum sein Freund auf einmal so bange war. Nach drei weiteren Versuchen, durfte ich Léon aber sein Halfter wieder anziehen. Er sah mich dabei an, als wolle er sagen: "OK, eine Chance mir zu helfen gebe ich dir noch." Ich freute mich, dass er mir nochmal vertraute, denn ich hätte es mir ebenso gut auch total verscherzt haben können. Nachdem ich das Halfter wieder am Kopf hatte, bedankte ich mich für sein Entgegenkommen und sagte, dass wir nun erst einmal Gismo durchchecken sollten, damit Léons Vertrauen sich auch bewahrheitet.

Gismo war zwar vorsichtig, als "die Frau in Grün" ankam, ließ sich aber sehr, sehr gut die Zähne machen. Denn auch er war scharfkantig und es musste mit Hilfe des Maulgatters geraspelt werden. Ich war ehrlich gesagt baff, wie brav er dabei war - Jutta Biermann sediert nämlich keine Esel (Pferde), sondern arbeitet mit Geduld und Ruhe. Sie nimmt sich die Zeit, die das Tier braucht und das ist wirklich unwahrscheinlich viel Wert.

Léon hat während Gismos Behandlung die ganze Zeit daneben gestanden und zugeschaut. Danach knöpften wir uns wieder Léon zu. Die Kletthalfter hatten wir bei beiden Eseln gegen ein weites Halfter ausgetauscht, damit mit dem Maulgatter gearbeitet werden kann. Nun konnten auch Léons Zähne geraspelt werden - im Stall, da er uns dort nicht soweit zurückgehn konnte, wie im Auslauf. Die Tatsache, dass Gismo an seiner Seite stand, hat mit Sicherheit dabei geholfen, ihm die nötige Ruhe zu vermitteln. Am Ende wurde noch der kleine Zahnsplitter gezogen und jetzt können beide wieder kraftvoll zubeißen.

Ach, was bin ich froh, dass Jutta Biermann immer soviel Geduld mitbringt, die Jungs derart tapfer waren und verstanden haben, dass wir helfen wollten.


20. Mai 2018

Endlich Regen - das war auch bitter nötig. Wenn die Esel durch den Auslauf marschierten, hinterließen sie schon immer kleine Staubwölkchen. Léon und Gismo haben die Schauer sichtlich genossen, da sie sich nicht den Stall aufgesucht haben. Kehrseite war allerdings, dass ich keine nassen Esel bürste, denn ich werde ihnen nicht die Nässe noch auf die Haut drücken. So haben wir heute Abend "nur" seeeeehr lange und ausgiebig geschmust. Dafür habe ich mich auf den Traktorreifen gesetzt und Gismo kam sofort zu mir. Er legte sanft sein Kinn in meinen Schoss und ich war total gerührt. Noch nie ist er so selbstverständlich von selber zu mir gekommen. Da ich alles, was ich liebe, immer küssen möchte, wurde auch Gismos Gesicht und vor allem die weiche Schnute von mir abgeknutscht. Mein Gefühl sagte mir, dass auch Gismo diese Liebkosung verstanden hat. Mir war so, als wolle er sich auch für den gestrigen Tag bedanken, denn nun, wo seine Zähne wieder überholt sind, kann er viel besser kauen. Es scheint demnach Klick gemacht zu haben. Er hat verstanden, dass ich immer nur Gutes für ihn und Léon im Sinn habe. Wie gesagt, lange haben wir so da gesessen und uns lieb gehabt. Léon stand etwas abseits daneben und schaute uns zu. Als ich ihn dann zum zigsten Mal zwischen die Nüstern küsste, flüsterte ich ihm ins Ohr, dass er gerade einen Kindheitstraum von mir wahr macht. Denn als Kind wollte ich Pferde am liebsten immer zwischen den Nüstern streicheln, da diese Stelle besonders weich ist. Doch die Pferde, denen ich als Kind begegnete waren irgendwo weit weg auf einer Koppel und ich musste sie mit Gras, welches ich vom Wegrand rupfte, zu mir locken. Meine Freude, dass die Pferde kamen war zwar groß, doch sie waren nur auf mein Futter fixiert. An eine Berührung zwischen den Nüstern war nicht zu denken.

Daher genieße ich es heute so sehr, wenn ich Esel habe, die mir diesen Kindheitstraum verwirklichen - und neben meinen eigenen Eseln, gehört nun auch Gismo dazu. Danke du süßer Schatz.


21. Mai 2018

Diesmal habe ich die abendliche Pflege komplett angebunden durchgeführt und beide haben mir voll und ganz vertraut. Wenn das mit der Zeit dann richtig gefestig ist, kann es ans Hufgebetraining gehen.


22. Mai 2018

Ich hatte heute zwei Teilnehmer, die ganz begeistert von den Jungs waren, also wurden Léon und Gismo in das Seminar miteingebunden. Sie ließen sich von den Fremden, nach meiner Einweisung, fast problemlos im Paddock führen. Hier und da haben die Esel ein wenig gestockt und nachgedacht, was das nun alles soll, aber im Grunde haben sie toll mitgemacht. Schön zu sehen, dass sie sich auch auf Fremde einlassen und nicht nur mir vertrauen.


23. Mai 2018

Da es die ganze Nacht durchgeregnet hatte, haben die Jungs sich eine neue Toilette eingerichtet. Nicht weit vom Stall entfernt und einen Haufen haben wir im Stall gefunden - das war Premiere. Mal schauen, wie sich das weiterentwickelt. Nichts desto trotz sind sie, was das angeht, extrem sauber. Treten auch nie in ihre Kacke - sowas hatten wir hier noch nie.


24. Mai 2018

Juhuuu, habe heute Léons Vorderhufe auskratzen dürfen. Den rechten Huf hat er sogar ganz von selber gegeben und hat ihn auch lange hochgehalten, so dass ich gründlich kratzen konnte. Das linke Bein ist nach wie vor etwas schlechter. Aber auch hier konnte ich auskratzen, nicht ganz so lang und er war nicht ganz so geduldig, aber immerhin.

Und Gismos Vorderbeine konnte ich heute zum ersten Mal zum Abbürsten anheben und festhalten. Er war dabei zwar noch ein bisschen angespannt, aber dennoch freue ich mich über diesen Fortschritt. Da es sich nun eingeregnet hat, mümmeln die beiden im Stall ihr Raufutter.


25. Mai 2018

Die Jungs haben den Stall nun eindeutig als Klo entdeckt und heute Nacht fast ausschließlich da hinein gemacht. Allerdings auch dort schön in einer Ecke und auf einen Haufen.

Habe heute versucht auf Léons schlechterer Seite zu beginnen - mit der Idee, dass es so rum vielleicht besser geht, da er dann noch mehr Geduld hat. Das hat sich tatsächlich bewahrheitet, denn heute war seine linke Seite die schwächere, bzw. hampeligere Seite. Also hat es mit seinem kleinen Nervenkostüm zu tun.

Gismo durfte ich heute auch wieder beide Vorderbeine beim Bürsten anheben und den Bauch tüchtig von Filzplatten befreien.


26. Mai 2018

Ja, es funktioniert, wenn ich nur einen Huf bei Léon auskratze, kann ich das ganz in Ruhe und gründlich machen. Für zwei Hufe nacheinander reicht es bei ihm einfach noch nicht aus.


27. Mai 2018

Auch Gismo hat mir heute beide Vorderhufe super brav gegeben. Ich habe sie noch nicht ausgekratzt, sondern nur begutachtet. Der linke Vorderhuf war ohnehin sauber - so wie die Jungs miteinander Nachlaufen spielen, kein Wunder, dass der Dreck dabei rausfällt. Meine Hufpflegerin kommt kommende Woche und dann schauen wir, was bis dato alles machbar ist.


28. Mai 2018

Konnte heute beiden Eseln beide Vorderhufe in Ruhe und ganz gründlich auskratzen. Was auch nötig ist, denn die Hufen müssen dringend wieder in Form gebracht werden. Gismos Hufe sind ziemlich schräg abgelaufen. Léons Hufe sind dagegen "nur" einfach etwas zu lang. 

Ich durfte heute auch Gismos Nüstern säubern. Bis dato hatte er sich immer ein wenig geziert, wenn meine Finger Richtung Nasenloch wanderten. Ich habe dann stets nur mit der ganzen Handfläche drüber gewischt, doch jetzt vertraut er meinen Berührungen so sehr, dass ich mit dem Finger ins Nasenloch durfte. Ich denke, den wundert hier bald gar nichts mehr :-). Das Medical-Training nimmt demnach auch langsam Gestalt an.


29. Mai 2018

Heute habe ich angefangen, ein wenig Hufschmied-Outfit beim Hufe auskratzen anzuziehen. Zuerst einmal die Handschuhe. Ui, das fand Gismo aber komisch - mit Handschuhen riechen meine Hände ja ganz anders. Léon hat es hingegen gar nicht gestört.

Morgen werde ich dann meine Huflederschürze anziehen, damit die Süßen nicht aus allen Wolken fallen, wenn nächste Woche der Hufpflege-Termin ansteht.

Meine Tierärztin war heute auch da - wegen einer meiner altersschwachen Ziegenoma (16 Jahre alt) - und hat auch einen Blick auf die Jungs geworfen. Gismos Bauch findet sie etwas bedenklich, denn so eine Wampe bei einem Wallach der nicht tragend sein kann ... sie schlug vor, ein Blutbild (Leber- und Nierenwerte) machen zu lassen.


30. Mai 2018

Gemeinsam  haben mein Mann Gregor und ich heute die Hufe so hochgenommen, als wollten wir dem Hufschmied assistieren. Anfangs waren sie etwas skeptisch, dass nun zwei Personen gleichzeitig an die Beine ran wollten, doch da sie uns ja inzwischen gut kennen, war es am Ende kein Problem. Einer hielt den Huf hoch, der andere kratzte den Huf aus. Ich denke, dass diese Vorübung für für den anstehenden Hufpflegetermin sinnvoll ist.


31. Mai 2018

Die Esel haben inzwischen diverse Klos eingerichtet. Im Stall in einer Ecke, im Auslauf in der Nähe des Stalls in einer Ecke - wenn es viel regnet, wird dieses Klo aufgesucht - und weiter unten im Auslauf in einer Ecke. Auch wenn ich nun mehrer Plätze ablaufen muss, um sauber zu machen, kacken sie immer schön auf einenen Haufen. Damit sind Léon und Gismo immer noch um Längen "reinlicher" wie meine eigenen Jungs, die oft im Gehen kacken und damit lange Spuren hinterlassen, die man abgehen muss.

Mit Hilfe des Coat Kings, hat Léon heute Abend seinen "Wintermantel" nun etwas ausgedünnt bekommen. Er hat es sichtlich genossen.